„Mit Putin ist rational nicht mehr zu rechnen“, findet der Gast unserer neuen Podcast Ausgabe. Mit dem österreichischen Politikwissenschaftler Martin Malek analysieren wir in die Folgen des russischen Truppenabzugs aus Syrien für Putin und Russland. Malek bewertet den Abzug als signifikante, wenn auch nicht gewaltige Niederlage, die hohe militärische, wirtschaftliche und vor allem prestigebezogene Kosten verursacht hat.
Wir schauen auf Putins Propagandastrategie zur Vertuschung der Niederlage, die Auswirkungen auf das innenpolitische Machtgefüge und die zukünftigen Beziehungen Russlands zu Partnerstaaten wie der Türkei.
Und: Hat der Westen die militärische Stärke Russlands maßlos überschätzt? Auch über diese mögliche Fehlinterpretation und die Folgen des syrischen Geschehens für den Ukraine-Krieg sprechen wir in dieser Ausgabe von MEMORIAL – Im Gespräch.
--------
36:53
Georgien: Zwischen Traum und Realität
In der aktuellen Podcastfolge spricht der georgische Literaturwissenschaftler und Publizist Zaal Andronikashvili über die angespannte Lage in Georgien nach den umstrittenen Wahlen im Oktober. Andronikashvili, der auch für deutsche und georgische Medien schreibt, analysiert die Hintergründe der Wahlmanipulationen, die Rolle Russlands und die Folgen für die Zivilgesellschaft und warnt vor einer "Belarusisierung" Georgiens.
Andronikashvili kritisiert in dieser Ausgabe die Untätigkeit des Westens und fordert ein klares Konzept für die Unterstützung pro-europäischer Kräfte in Georgien. Als besonders besorgniserregend nennt das sogenannte "Agentengesetz", das nach russischem Vorbild Nichtregierungsorganisationen nachhaltig stigmatisiert und schwächt.
Weitere Themen: die Besetzung von 20% des georgischen Territoriums durch Russland und die Spannungen in den abtrünnigen Regionen Abchasien und Südossetien sowie die Rolle des Oligarchen Iwanischwili, der die Regierungspartei "Georgischer Traum" kontrolliert und die europäische Integration Georgiens trotz gegenteiliger Behauptungen blockiert.
Links:
https://zeitschrift-osteuropa.de/autoren/zaal-andronikashvili/
--------
52:43
Das Konzept der Russifizierung
Wer sich in den ethnischen Republiken Russlands für die Geschichte seines eigenen Volkes interessiert, gerät schnell in den Verdacht des Separatismus. „In der Republik Burjatien lernen wir die Geschichte der Russen, nicht unsere lokale Geschichte. Und das alles ist sehr einseitig“, sagt Seseg Jigjitova, dekoloniale Aktivistin aus Burjatien und heutiger Gast der Sendung MEMORIAL Deutschland - Im Gespräch.
Mit ihr sprechen wir über dekoloniale Ansätze am Beispiel der Republik Burjatien im fernöstlichen Föderationskreis Russlands. Dabei geht es um den Umgang Russlands mit seinen ethnischen Volksgruppen und um die Perspektive der Burjaten auf den russischen Angriffskrieg in der weit entfernten Ukraine.
-
Veranstaltungshinweis:
Colonial History and its Impact on the Future. Different Perspectives on Russia's Decolonization
(English)
07.11.2024 / 18:00 Uhr
Haus der Demokratie und Menschenrechte (10405 Berlin, Greifswalder Str. 4)
After an introduction about Indigenous people of Russia by Seseg Jigjitova (Republic of Buryatia), Dankhaiaa Khovalyg (Republic of Tuva) will be discussing Russia's colonial past from an indigenous perspective as part of the decolonial movement in Russia. Sacks Stuurman will contribute his expertise from a South African viewpoint.
We will be addressing the following questions: How can we learn from each other? What is the impact of Russian recruitment policy and state propaganda on indigenous peoples of the Russian Federation and in postcolonial countries abroad? What does decoloniality mean for different countries?
Moderation: Martin Fielko, Collective Leadership Institute
Speaker: Seseg Jigjitova (Nomads), Dankhaiaa Khovalyg, Sacks Stuurman
--------
31:15
Kreml-Narrative bei ARD und ZDF
Nicht selten nahm der Buchautor und Fernsehjournalist Hubert Seipel in den vergangenen Jahren in den Sesseln der ARD- und ZDF-Talkshows Platz. Seine „Expertise“ war gefragt. Nur selten fielen den zuständigen Redaktionen seine kremlnahen Aussagen auf. Inzwischen ist bekannt, dass er für seine Putin-freundlichen Bücher und Filme direkte Zuwendungen aus Moskau erhielt. Eine Ausnahme? Was müssen die Medien aus diesen Vorfällen lernen? Darüber sprechen wir in der aktuellen Ausgabe von MEMORIAL Deutschland - Der Podcast mit der Osteuropa-Historikerin Franziska Davies von der Ludwig-Maximilians-Universität München.
--------
35:37
„Frau Krone-Schmalz ist eine üble Verteidigerin des Putin-Regimes“
Als „streitbare Osteuropa-Expertin“ wird die ehem. Journalistin Gabriele Krone-Schmalz auch gern ins deutsche Fernsehen eingeladen, schreibt Aufsätze und Kommentare für Tageszeitungen und Magazine. Doch was als Mittel von Meinungsvielfalt präsentiert wird, erweist sich schnell als Verdrehung von Fakten, ganz im Sinne des Kremls.
Das Fass zum Überlaufen brachte ein Vortrag der prominenten Putin-Verteidigerin an der Volkshochschule (VHS) Reutlingen, in dem sie die Ukraine zum „Handlanger des Westens“ erklärt und der „Arroganz des Westens“ große Mitschuld an der aktuellen Lage und dem Krieg gegen die Ukraine gibt.
Die Osteuropa-Historikerin Dr. Franziska Davies von der Ludwig-Maximilians-Universität zu München nahm die Aussagen von Krone-Schmalz in mehreren Aufsätzen auseinander und bescheinigt ihr darin einen unseriösen Umgang mit Quellen sowie den umfassenden Einsatz von Halbwahrheiten und Verdrehungen.
Im Interview mit MEMORIAL Deutschland erklärt Davies an Beispielen die Arbeitsweise von Krone-Schmalz und beleuchtet die Verbreitung russischer Narrativer in Deutschland.
Im aktuellen MEMORIAL-Podcast übt Davies dabei nicht nur heftige Kritik an Frau Krone-Schmalz und ihren unseriösen Arbeitsmethoden, sondern auch an deutschen Medien und Einrichtungen wie der VHS Reutlingen. Viele Talkshows setzten mit diesen Gästen auf Effekte und Krawall, statt auf gesellschaftliche Aufklärung.
Aufsätze von Dr. Franziska Davies zum Thema:
https://zeitschrift-osteuropa.de/blog/desinformation/
https://www.cicero.de/kultur/gabriele-krone-schmalz-ueber-russland-verantwortungslose-verharmlosung-der-russischen