060 Wo ist mein Platz zwischen Sohn, Pferd, Hund und Katz?
"Für Hund und Katz' ist auch noch Platz" heißt eigentlich der Titel des wunderbaren Kinderbuches von Axel Scheffler und Julia Donaldson, dass mich beim Titel inspiriert hat als ich die E-Mail von Lars fertig gelesen hatte.
Lars (40) und Kim (38) haben sich auf der Arbeit kennengelernt und haben schnell gemerkt, dass da mehr ist als Freundschaft. Kim's Ehe war zu diesem Zeitpunkt schon kurz vor dem Aus und Lars war ein Anlass mehr, die Beziehung zu dem Vater von Ihrem Sohn Elias (6) zu beenden. Die Trennung ist ruhig und reibungslos verlaufen. Kim wohnt mit Elias weiter im Haus, der Vater und Großeltern nicht weit entfernt und sind eine gute Stütze im trubeligen, durchgetakteten Alltag. Denn Kim hat neben Arbeit, Haus und Sohn auch noch ein Pferd und einen Hund, die sie beide als Kinder Nummer 2 und 3 bezeichnet.
Lars und Kim ziehen sich magisch an und träumen ihren Liebestraum, so dass es leicht fällt Zugeständnisse zu machen und dieser Energie Raum zu geben. Beide ergänzen sich hervorragend und scheinen genau das fehlende Puzzleteil zu sein. Sobald die anfängliche Liebesenergie nachlässt werden diese Träume aber einem Realitätscheck unterzogen? Ist es wirklich wahr? Lars spürt, dass die gemeinsamen Träume anscheinend für Kim gar nicht umsetzbar sind und sie an ihrem System festklammert. Er fühlt sich und auch die Beziehung durch Kim vernachlässigt. So ist es zumindest in seiner Wahrnehmung. Schlimmer als die fehlende Energie ist aber die fehlende Bereitschaft von Kim gemeinsame Lösungen zu erarbeiten und Lars somit zu zeigen, dass sie bereit ist, sich auch auf ihn einzulassen. Leicht gesagt, denkt sich Kim. Sie wünscht sich, dass Lars zu ihr und ihrem Leben steht und sich "committed", indem er zu ihr zieht. Schließlich hat er keine Verpflichtungen. Und schon stecken Sie in Auseinandersetzungen, die zwar nötig sind, die meisten Menschen aber meiden wollen, denn sie möchten nicht für ihre Bedürfnisse kämpfen müssen, sondern gesehen und verstanden werden.
Was wäre, wenn wir lernen, Räume für Dialog und Austausch zu öffnen und zu prüfen, welche Möglichkeiten wir haben, anstatt an dem festzuhalten, was wir uns schon zurecht gelegt haben? Wenn wir in uns schauen, wo die Bedürfnisse und das Festhalten herkommen und dies miteinander teilen? Dann kann vielleicht auch ein Raum für eine neue Familie mit Platz für Lars entstehen. Sicher ist zumindest eine Auseinandersetzung auf Augenhöhe mit Ehrlichkeit, Mut und Empathie!