Sex Positivity nach #Metoo - Ausbeutung oder Emanzipation?
#Metoo brachte nicht nur eine neue Diskussion über Machtverhältnisse und Ra*e Culture, sondern auch eine neue Sexpositivity Bewegung. In dieser Zeit ging es viel um "female pleasure". Frauen wurden ermutigt, ihre eigene Lust abseits vom "Male Gaze" zu entdecken und auszudrücken - und vor allem sollte man sich von der vom Patriarchat auferlegten Scham befreien. Egal welche Kinks, Vorlieben, Gelüste man hatte - es war okay. Außerdem gewann die Pro-Sexwork Bewegung Momentum - die vierte feministische Welle machte sich für die Legalisierung von Sexarbeit stark. Die Zeichen standen auf Choice Feminism - mach, was du willst.
Wo stehen wir heute in diesen Fragen, wo einerseits ein neuer Konservatismus Einzug hält, auf der anderen Seite Plattformen wie Onlyfans Sexarbeit maßgeblich verändert haben? Es scheint, als ob der Kampf gegen den Male Gaze aufgegeben wurde. Statt gegen ihn aufzubegehren, wird er einfach internalisiert und das Ausleben von Machtfantasien beim Sex normalisiert. In dieser Folge denken wir darüber nach, was von dem Sexpositivity Diskurs heute noch übrig ist, was er übersehen hat und warum auch in diesen Fragen Kapitalismus der Endgegner ist. Hört rein.
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1:18:38
This is (NOT) fine - Die Kurze im April
Warum machen wir eigentlich noch etwas anderes, als zu streiken und zu demonstrieren in Angesicht der vielen Krisen und Veränderungen die auf uns zukommen oder mit denen wir schon längst umgehen? Die Antwort darauf heißt Normalcy Bias. Selbst wenn der Baum schon brennt, tendieren wir Menschen dazu, so zu tun, als ob alles in Ordnung wäre. Das hat verschiedene Gründe. Welche das sind, hört ihr in dieser kurzen Folge.
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32:53
4B, Femcels, Dissociation Feminism: Pessimismus nach #Metoo
Es scheint, als würde die zweite Amtszeit von Trump das Ende der #Metoo-Era markieren. Wo im Januar 2017 Millionen Menschen im “Women’s March” auf Straße gingen, ist vom feministischen Widerstand diesmal nicht viel zu spüren. Die Frage ist also: Was kommt jetzt? Gerade popkulturell scheinen Erzählungen und Onlinebewegungen von Frauen eine dunklere, pessimistischere Richtung eingeschlagen zu haben. Statt Kampfgeist und Hoffnung, gibt es Desillusionierung und Zynismus. Frauen wenden sich ab, sei es von romantischer Liebe, Arbeit oder dem Alltag. Wie schon vom brat Summer angekündigt, schlagen Frauen sich mit Widersprüchen rum. Die Rebellion liegt nicht mehr darin, eine bessere Welt zu fordern, sondern sich nicht von ihr unterkriegen zu lassen und alles nötige zu tun, um sein Leben genießen zu können, so egoistisch und zerstörerisch die Handlungen auch sein mögen. Lösungsversuche liegen hier bei emotionaler Distanzierung und der Akzeptanz von Einsamkeit. In dieser Folge schauen wir uns drei Beispiele an, die für den Post-Metoo Pessimismus stehen: Dissociation Feminism, Femcels und dem 4B Movement. Wir reden darüber, was daran gut, schlecht, nachvollziehbar und gefährlich ist.
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1:22:23
Medium Friends - Die Kurze im März
Wie nennt man die Art von Freund*innen, mit denen man ab und zu einen Kaffee trinken geht, sie aber nicht zum engen Kreis zählt? In einem Artikel der New York Times werden sie Medium Friends genannt. Es sind diejenigen, die es nicht eingeladen sind, wenn man im kleinen Kreis feiern will. Es sind diejenigen für die man eben nicht alles stehen und liegen lassen würde, wenn sie in Not sind - aber die man trotzdem gerne mag. Wie hält man eine medium friendship aufrecht, ohne dass eine*r von beiden irgendwann enttäuscht ist oder das Interesse verliert? Diese Frage besprechen wir in dieser Kurzen. Hört rein.
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29:00
Luigi Mangione und die Ikonisierung von Selbstjustiz
Trotz Trumps Wahl und dem Ampel-Aus drängte sich der Fall Luigi Mangione Anfang Dezember ins Zentrum der Internetaufmerksamkeit. Mangione, der attraktive College-Boy aus gutem Hause, steht momentan wegen des Mordes an UnitedHealth-Care-CEO Brian Thompson vor Gericht. Doch statt Verurteilungen aus der Gesellschaft wurde er gefeiert und verteidigt: Mangione wurde zum Volkshelden – zum Rächer am korrupten System.
Über Mangione-Memes könnten Doktorarbeiten geschrieben werden: Mangione als Che Guevara, Mangione als Boyfriend, Mangione als Jesus. Aber auch: Mangione als Joker – die Figur, die für manche ein Bösewicht und für andere ein Idol ist. In Filmklassikern gibt es einige solcher Figuren: Männer, die von der Gesellschaft übersehen und letztendlich gebrochen werden. De Niro in Taxi Driver, die Figur „V“ aus V for Vendetta oder auch Joaquin Phoenix’ Interpretation des Jokers.
In dieser Folge schauen wir, wie sich Mangione in Erzählungen von ikonisierter Selbstjustiz am System einreiht – und die gleichen komplizierten Fragen aufwirft. Was ist Gewalt? Kann man Individuen für systemisches Versagen verantwortlich machen? Was macht der schwindende Glaube an friedlichen Widerstand mit uns? Und ist die ganze Memefizierung von Mangione nicht eigentlich Ausdruck einer Gesellschaft, die schon längst aufgehört hat, an Werte zu glauben?