Gemästete Mäuse: Das Essen der Antike
Ein Podcast über das Essen im antiken Rom. Gastrosoph Peter Peter erklärt die Abwesenheit von Nudeln, und was es mit der Dekadenz auf sich hat. Das Thema:Diese Episode von machtHunger über das Essen der Antike wird Sie mit anderen Augen auf den Hamsterkäfig blicken lassen: Das Laufrad, es ist eine Erfindung der Römer. In privilegierten Kreisen im Zentrum der Macht aß man nämlich gern gemästete Haselmäuse: Die Mäuse wurden dazu in Käfigen gehalten, wobei Laufräder die Tiere zur Bewegung animierten, damit ihr Fleisch nicht zu weich werde. „In der Antike hatte man irgendwie so eine kultische Scheu davor, Brot zu kochen“, erklärt Gastrosoph Peter Peter, auch wenn dies die gemästeten Mäuse nicht vollständig erklärt.Nudeln gab es also nicht. Nicht Jeder und Jede im römischen Reich musste aber zur Haselmaus greifen oder auf einem Sofa liegend essen: Ausreichend großer Mangel an Reichtum und politischer Macht schützte zuverlässig vor Überfluss und Dekadenz (Stichwort Papageienzungen), zumal die aus heutiger Sicht wohl größten Eskapaden nur im antiken Rom stattfanden. Die Küche profitierte ansonsten von den arabischen kulinarischen Traditionen, Gewürzen und Rezepten, auch die Tischkultur haben die Römer aus dem später dann oströmischen Reich mitgenommen – der Tisch in der Mitte der Triclinia etwa und die Kultur der Vorspeisen, (arab./pers. mazza, mezze), die bis heute die Dreieinigkeit von Vorspeise, Hauptspeise und Nachspeise der „bürgerlichen“ Küchen Europas bilden.Diese Tradition bewahrte die römische Küche zwar zwischenzeitlich nicht vor den gemästeten Mäusen, Dekadenz und Völlerei, aber vor der kulinarischen Monotonie, die mit dem europäischen Mittelalter in vielen ehemaligen römischen Provinzen einkehrte, denn die antiken Gewohnheiten zu wahren, gelang dort bekanntlich nicht. Und: Ja, die Römer waren wahrscheinlich verantwortlich für das Aussterben des Silphiums, jener sagenumwobenen Pflanze, die vielleicht doch noch in einem türkischen Garten erhalten blieb, oder doch nicht?Falls Sie nach dieser Episode von machtHunger noch nicht genug von der Antike haben: Hier wäre ein weiterer Podcast. Er handelt davon, wie und anlässlich welcher Verbrechen im antiken Rom Recht gesprochen wurde. Der Gast ist die Althistorikerin Anna Dolganov. Über machtHungerIn unserer Podcastreihe machtHunger geht es um die Kulturgeschichte des Essens und alle wirtschaftlichen Verstrickungen und politischen Machtspiele, die mit dem Essen und mit kulinarischen Traditionen verbunden sind. macht Hunger ist ein Podcast von Der Pragmaticus. Sie finden uns auch auf Instagram, Facebook, LinkedIn und X (Twitter).Staffel I macht Hunger I: Nationalgerichte macht Hunger II: Frankreichmacht Hunger III: Italienmacht Hunger IV: Das Schnitzelmacht Hunger V: Globale Küchemacht Hunger VI: Zucker!macht Hunger VII: Slawische Küchemacht Hunger VIII: Jenseits des FleischesStaffel IImacht Hunger I: Die Geschichte der Muskatnussmacht Hunger II: Der lange Weg zum Besteckmacht Hunger III: Weltenlenkerin Kartoffelmacht Hunger IV: Alkohol – Geschichte einer rosaroten BrillemachtHunger V: Salz, Ursprung von fast AllemmachtHunger VI: Ekel: Das Grauen bei Tischmachthunger VII: Wie der Tee drei Mal nach Europa kammachthunger VIII: Es trieft! Eine Geschichte vom FettStaffel III machthunger I: Bittersüß: Die Geschichte der Zitrusfrüchtemachthunger II: Warum dieses Weihnachtsessen?machthunger III: Klasse Wein machthunger IV: Gurken für die EwigkeitÜber Peter PeterDer Kulturwissenschaftler Peter Peter ist in der bayerischen Hauptstadt München aufgewachsen, hat in Klassischer Philologie promoviert und ist Autor zahlreicher Bücher über das Reisen und die Kochkulturen dieser Welt (unter anderem verfasste er auch eine Kulturgeschichte des Schnitzels bzw. der österreichischem Küche). Er lehrte an der von Slow Food gegründeten Università delle scienze gastronomiche in Pollenzo und Colorno. Seit 2009 lehrt er für den Masterstudiengang des Zentrums für Gastrosophie der Universität Salzburg das Modul „Weltküchen und Kochsysteme“ und ist Mitglied der Deutschen Akademie für Kulinaristik. Sein jüngstes Buch ist den Zitrusfrüchten und Italien gewidmet. Es heißt Blutorangen und ist im Verlag Klaus Wagenbach erschienen. Für den Pragmaticus hat er einen lesenswerten Einstieg in die Gastrodiplomacy verfasst. macht Hunger ist ein Podcast von Der Pragmaticus. Sie finden uns auch auf Instagram, Facebook, LinkedIn und X (Twitter).