"Viele Leute haben keine Lust mehr, Dienstleister zu sein und sich fünf
Nächte lang die Themen anderer Menschen anzuhören", sagt Jörg Meyer, der
in Hamburg die Bar Le Lion betreibt, im Podcast "Frisch an die Arbeit".
In seiner Branche ist es nicht leicht, gutes Personal zu finden: "Wir
merken selbst, dass viele Leute umschwenken und sagen: Ich mache das
lieber drei Tage die Woche, dann bin ich auch mit mir im Reinen."
Meyer, 49, stammt aus einer niedersächsischen Gastronomenfamilie. Nach
der Schulzeit zog er nach Hamburg, um eine Ausbildung als Kellner zu
absolvieren. 2007 eröffnete er unweit des Hamburger Rathauses die Bar Le
Lion. Ein Jahr später erfand er dort den Gin Basil Smash, ein Drink aus
Gin, Zitrone, Zuckersirup und Basilikum, mit dem er mehr Kundschaft in
die damals mäßig laufende Bar locken wollte. Nach Angaben des
Fachmagazins "Difford’s Guide" ist der Gin Basil Smash der mittlerweile
am zweithäufigsten bestellte Drink der Welt.
"Der Gin Basil Smash ist immer noch die Nummer Eins bei uns, der macht
schon gut 25 Prozent unseres Umsatzes aus – das dürften 20.000 bis
25.000 Drinks im Jahr sein", erzählt Meyer im Podcast.
Obwohl er vom Alkoholverkauf lebt – Meyer nennt das selbst intoxication
as a service, Rausch als Dienstleistung –, findet er es richtig, dass
viele Menschen bewusster als früher solche Getränke zu sich nehmen. "Man
muss ehrlich sagen: Alkohol ist ein Nervengift und eine Droge. Und die
macht stark abhängig", sagt er. Die hochpreisigen Drinks seiner Bar
sieht er dabei aber nicht als große Gefahr. Die trinke man ja nicht
jeden Tag. "Was vielleicht eher schwierig ist", sagt er, "sind die
belanglosen Biere, die man sich irgendwo reinkippt."
Für sein Team gelten, sagt er, ohnehin strenge Regeln, was den Umgang
mit Alkohol betrifft: "Wir kommen nicht betrunken zur Arbeit. Und wir
trinken auch nicht während der Arbeit." Natürlich, sagt der
Barbetreiber, gebe es Ausnahmen. Zum Beispiel, wenn mal ein Stammgast
auf ein Glas Champagner einladen will. "Dann trinken auch wir mal ein
bisschen, was aber nicht heißt, dass wir jede Shotrunde mitnehmen. Das
geht einfach nicht", sagt Meyer.
Im Podcast erzählt er außerdem, warum er privat fast gar keinen Alkohol
trinkt und trotzdem nichts von alkoholfreien Alternativen zu Spirituosen
hält. Und warum es in Hamburg nicht leicht ist, eine Bar zu betreiben.
"Frisch an die Arbeit" wird jeden zweiten Dienstag veröffentlicht. Es
moderieren im Wechsel Daniel Erk, Hannah Scherkamp und Elise Landschek.
Das Team erreichen Sie unter
[email protected].
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